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Bundesfamilien-Ministerium

„Der Großteil will mit der Adoption Gutes, darum wollen wir die Rechtslage nicht ändern“, heißt es im Bundesfamilienministerium. Isabel Jahn aus dem Bundesjustizministerium fügt hinzu: „Jeder ausländische Adoptionsbeschluss muss in Deutschland vom Vormundschaftsgericht bestätigt werden. Dieser strenge Filter schließt Missbrauch aus.“ Diese These erstaunt Jörg Reinhardt, den Experten aus dem Bayerischen Landesjugendamt. Denn wie er aus dem Aufsatz eines Referenten im Bundesamt für Justiz zitiert, werden gerade mal vier Prozent der Anerkennungsanträge abgelehnt. „Soviel zum strengen Filter“, sagt er. Was ihn noch mehr ärgert: „Das Einholen des Richterspruchs ist fakultativ, in der Praxis reicht der standesamtliche Eintrag ins Familienbuch.“ So sind auch Emma und Tills Eltern vorgegangen.

Diese laxe Handhabe passt zur Philosophie des Justizministeriums, wonach ausländischen Adoptionsbeschlüssen ohnehin nicht allzu misstrauisch begegnet werden sollte – schließlich käme ja kein Kind nach Deutschland, ohne dass die Adoption im Herkunftsland für rechtens erklärt würde. „Dies wollen wir nicht pauschal für ungültig erklären. Im Ausland wird auch gut gearbeitet“, meint Isabel Jahn. Sie denkt dabei wohl an Adoptionen wie die der Bonner Eltern, die ihren Kindern eine gute Zukunft bieten, die in einem geordneten Rechtsstaat über eine anerkannte Stelle adoptiert haben.

Sicherlich denkt Jahn aber nicht an Fälle wie den des siebenjährigen Brasilianers, den ein Paar aus dem bayerischen Fürstenfeldbruck nach der abschlägigen Beurteilung seiner Adoptionsfähigkeit im Alleingang nach Deutschland holte – kurz bevor es sich trennte und den Jungen ins Heim gab. Auch nicht an Vereine wie die französische „Arche de Zoé“, die vermeintliche Waisen aus dem Sudan nach Europa bringen wollte – und kurz vor Abflug herauskam, dass deren Eltern noch lebten. Erst recht denkt man im Ministerium wohl nicht daran, was Psychologen wie die Wiesbadenerin Irmela Wiemann betonen: „Adoptivkinder haben durch die frühe Trennung von der Mutter mit vielen Belastungen zu kämpfen und sind seelisch tief verletzt“, beobachtet die Spezialistin für Pflege- und Adoptivkinder immer wieder. Hinzu käme die bohrende Identitätsfrage: Warum wurde ich weggegeben?

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